True Love will find you in the End (Sermon for the Birds)

Die Installation aus Sound und Wandmalerei “True Love will find you in the End (Sermon for the Birds)” von Cyrill Lachauer und Moritz Stumm war von April 2021 bis Anfang 2022 im Haus der Kunst zu sehen.

Hinter den jeweils 1.500 Kilogramm schweren gusseisernen Flügeltüren des Personaleingangs des Haus der Kunst verbirgt sich ein Korridor. In die Atmosphäre der Morgendämmerung eingehüllt, wird dieser Korridor tagein, tagaus von Personal, Zulieferern und Gästen des Museums genutzt. Mit der eigens für diesen Gang angefertigten Neuproduktion konnten sich Besucher*innen des Haus der Kunst in den Moment des anbrechenden Tages versetzen lassen.

Cyrill Lachauer schuf gemeinsam mit Moritz Stumm eine Komposition aus den Gesängen der Vogelarten, die auf den Fresken der “Vogelpredigt von Franz von Assisi” des frühen Renaissance-Künstlers Giotto di Bondone zu finden sind (Basilika San Francesco, Assisi, Italien). Das vielstimmige Konzert wird nach 30 Minuten durch eine 17-minütige Abfolge elektronischer Sounds und Effekte unterbrochen, bevor erneut die Harmonien der Vogelstimmen erklingen. Indem die Installation die architektonische Ausrichtung des Korridors aufgreift, wird die Grenze zwischen Museumsinneren und dem angrenzenden Englischen Garten durchlässig.

Die einzelnen Stimmen des Vogelkonzerts stammen aus dem Projekt Dawn Chorus – und zwar aus Aufnahmen aus dem Frühling 2020, dem Projektstart von Dawn Chorus, als der menschengemachte Lärm städtischen Alltagslebens aufgrund der Corona-Lockdowns zeitweise verstummt war und die einzigartige Klangkulisse der Natur stärker in den Vordergrund gerückt schien.

 

„Earth – this damaged place in the endless space of Universe – needs totally new forms of coexistence. So long my friend, Yours Cyrill. PS: True Love will find you in the End“

Neben der akustischen Dimension gehört zu dem Werk eine Wandmalerei, die sich über die gesamte Länge des Flurs erstreckt. Das dunkle, pulverartige Pigment greift die Blautöne der Fresken in der Basilika San Francesco auf. Eine Horizontlinie wird durch den Übergang von einem dunklen in ein helles Blau angedeutet. Es ist die Szenerie eines Himmels zur Zeit des Tagesanbruchs, bei der das allmorgendliche Vogelkonzert seine volle Klangpracht erreicht. In einer Nische an der gegenüberliegenden Wand steht eine Sitzbank mit vier in Kardinalsrot eingefärbten Kissen. Dieser Farbstoff namens Karmin wird traditionell aus der Cochenille gewonnen, einer mexikanischen Lausart, die von früheren Kolonialmächten nach Europa importiert wurde. Über den Kissen ist ein handgeschriebener Brief zu lesen, adressiert an Gianni Nevada, dessen Identität rätselhaft bleibt. „Earth – this damaged place in the endless space of Universe – needs totally new forms of coexistence. So long my friend, Yours Cyrill. PS: True Love will find you in the End“ – Diese Worte wirken wie ein Appell an den Betrachter zur Wertschätzung und Bewahrung der Natur.

Das unmittelbar angrenzende Leinwandobjekt „Zinken“ hat die Form eines Adlerkopfes. Als persönliche Signatur von Cyrill Lachauer und verschlüsselter Code stellt es ein verbindendes Element zur Ausstellung der Sammlung Goetz dar.
Der atmosphärische Eindruck der Morgendämmerung wird durch eine mit Buttermilch lasierte Tür verstärkt. Beim Verlassen des Gebäudes erblickt man die Wandmalerei durch diese Lasur hindurch, so dass ihre Konturen unscharf und die Objekte fast neblig wirken. Ein weiteres Mittel, um die Besucher*innen in die frühe Morgenstimmung zu versetzen, in der die Kälte der Nacht allmählich der Wärme des Tages weicht.

Cyrill Lachauer, True Love will find you in the End, Installationsansicht, Haus der Kunst, 2021, Foto: Maximilian Geuter

Giotto di Bondone, um 1295, Legend of St Francis, Sermon to the Birds, Basilika San Francesco, Italien

YouTube-Video  zu “True Love will find you in the End (Sermon to the Birds)”

YouTube-Video: Meet the Artist Cyrill Lachauer

Die Installation bildete den Auftakt einer neuen Serie von Auftragsarbeiten, die für jeweils ein Jahr im Korridor des Personaleingangs des Haus der Kunst präsentiert und an eine*n aufstrebende*n und lokal ansässige*n Künstler*in vergeben werden. Ziel der künstlerischen Produktionen ist es, die interdisziplinäre Zusammenarbeit zwischen lokalen Institutionen mit internationalen Wirkungskreisen, wie BIOTOPIA, der Stiftung Kunst und Natur und der Max Plank-Stiftung, und dem Haus der Kunst zu vertiefen und zugleich den Mitarbeiter*innen des Haus der Kunst, die den fensterlosen Gang durchqueren, eine sich wandelnde Umgebung zu ermöglichen.

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