Akustisches Biomonitoring

Unter Biomonitoring versteht man das zeitlich regelmäßige Überwachen vom Zustand eines Ökosystems, eines Biotops, einer Lebensgemeinschaft oder von einzelnen Tieren und Pflanzen, um die Umweltqualität zu bestimmen.  Je regelmäßiger und standardisierter die Daten erhoben werden, desto besser ist die Aussage über die gezogenen Schlussfolgerungen. Bei der Beteiligung von Citizen Scientists, also Bürgerwissenschaftler:innen, versucht man, neben der trotzdem möglichst einheitlichen Datenaufnahme, gewisse Defizite durch eine große Menge von Datenpunkten zu ersetzen. Der große Vorteil dieser Art der Datenerhebung ist, dass das Kollektiv der Beitragenden durch seine Teilnehmerzahl in der Lage ist, kleinere Ungenauigkeiten im einzelnen Datenpunkt auszugleichen.

Akustisches Biomonitoring hat den besonderen Vorteil, dass alle Aufnahmen, die einmal archiviert worden sind, auch für spätere Analysen zur Verfügung stehen. Expert:innen können damit auch künftig Aussagen zum Vorkommen von einzelnen Arten verifizieren. Zudem ist der Aufnahmeradius und die somit abgedeckte Fläche viel größer, als wenn man beispielsweise ein Foto machen würde. Fotografien hängen sehr stark von der Kameraqualität, den Lichtverhältnissen und dem Können der Fotografierenden ab. Das Mikrofon dagegen deckt eine größere, vom Aufnahmeort teilweise nicht sichtbare Fläche ab, und die Aufnahme lässt sich später relativ einfach auswerten.

Warum ist gerade das Morgenkonzert spannend für Dawn Chorus?

Die Dämmerung ist für viele Vogelarten der entscheidende Zeitraum, in dem sie ihre Gesänge erklingen lassen, in einem vielstimmigen frühmorgendlichen Konzert, auf Englisch “Dawn Chorus”. Hinter jeder Vogelart, die zu hören ist, verbirgt sich ein ganzes Netzwerk an biologischen Beziehungen. Vögel gelten daher oft als Indikatorspezies. Die Tonaufnahmen von Dawn Chorus sind damit nicht nur wichtig für die wissenschaftliche Dokumentation vorhandener Tierarten – sie erlauben auch Rückschlüsse auf ganze Ökosysteme.

Das gemeinsame Morgenkonzert hat sich wahrscheinlich entwickelt, da zu dieser Tageszeit die Luftbewegung besonders gering ist. Die Nacht hat zu einer gleichmäßigen Abkühlung geführt und Temperaturunterschiede ausgeglichen. Solange die Sonne noch nicht wieder einzelne Flächen erwärmen kann, gibt es wenig Wind. Unter diesen Bedingungen trägt der Gesang besonders weit. Eine weitere Theorie besagt, dass die Vögel das Zwielicht der Dämmerung für ihre auffälligen (Balz-)Gesänge nutzen, da sie zu diesem Zeitpunkt für manche Feinde weniger sichtbar sind.

Dawn Chorus: Möglichst viele Variablen erfassen

Das Morgenkonzert ist kein statisches Phänomen: Vermutlich wollen die verschiedenen Arten der akustischen Konkurrenz entgehen, indem sie zu unterschiedlichen Dämmerungszeiten in den Chor einstimmen. Eine schöne Illustration hierzu liefert unsere Dawn Chorus Partitur.

Der fortschreitende Frühling lässt uns über die Zeit andere Arten oder Individuen hören, aber auch das Wetter und Lärm- oder Lichtverschmutzung beeinflussen die Gesangsaktivität der Vögel zum Teil stark. Schwankende Bestände, generelle Artenabnahme und lokale Habitatsveränderungen lassen sich nur über Jahre hinweg abbilden.

Unsere Bitte an Euch: Um möglichst viele dieser Variablen zu erfassen, macht möglichst mehrere Aufnahmen zu vergleichbaren Zeitpunkten vom selben Ort – sowohl an einem Werktag, als auch an einem Sonn- oder Feiertag. Aufnahmen, die über Jahre hinweg vom selben Ort zum etwa gleichen Datum und zur ungefähr gleichen Zeit relativ zum Sonnenaufgang gemacht werden, sind für Forschende der „Jackpot“. Dabei sind Aufnahmen aus jedem Habitat wissenschaftlich interessant und wichtig, auch wenn der Standort Dir vielleicht „langweilig” erscheint.

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